Mensch sein, heißt gütig zu sein.

Liebeskummer

 

Thema – Liebeskummer

Was ist Liebeskummer und warum habe ich Liebeskummer?

Der Schmerz schneidet tief in unsere Seele, wenn wir jemanden lieben, aber diese Liebe nicht erwidert wird. Gram macht sich breit und alltägliche Handlungen werden trostlos.
Was ist passiert? Bin ich krank?
Wenn wir lieben, wünschen wir uns Zweisamkeit, Zärtlichkeit und Halt, von einer bestimmten Person. Diese Person haben wir uns ausgesucht, weil sie Qualitäten besitzt, die wir selbst sehr schätzen und glauben fest daran, durch eine gemeinsame Aktion mit ihr ein Stück glücklicher zu werden. Wenn nicht sogar absolut glücklich.
Das ist völlig natürlich und bildet, in einer humanen Gesellschaft, den offensichtlichsten Grund für das Gründen einer Familie.
Aber der Mensch hat das Bewusstsein seiner eigenen Existenz. Deshalb glaube ich, dass es für die Liebe noch einen weiteren Grund gibt, den ich jedoch in einem anderen Beitrag näher erläutern möchte.
Zurück zu der geliebten Person.
Wenn wir lieben, begehren wir. Wir wollen etwas und für gewöhnlich gibt es immer eine klare Vorgehensweise, die, wenn man sich an die Regeln hält, dazu führt, dass man das Begehrte auch bekommt. Nur hier funktioniert das nicht so einfach, weil der Begehrte da auch noch ein Wörtchen mit zu reden hat.
Und wenn der Begehrte zu Zweisamkeit, Zärtlichkeit und Halt mit uns „Nein.“ sagt, sind wir erst mal am Boden zerstört. Das ist auch normal, denn unser eigenes Selbstwertgefühl wird in seiner Stabilität erschüttert. Wir fühlen uns minderwertiger, fehl am Platze. Wir sind verletzt.
Nun, wenn ich ausreichend Selbstwertgefühl besitze, schaffe ich es damit fertig zu werden. Denn mein Selbstwertgefühl sorgt für Objektivität. Es sagt uns: „Du bist doch ganz in Ordnung. Alles stimmt und passt bei dir.“ Wenn nicht, trage ich meinen Schmerz immer mit mir herum. Ich leide und trage manchmal diesen Schmerz an die Oberfläche, damit ich Trost und Halt von meinem Umfeld erhalte. Aber in erster Linie zeigen wir unser Leid, damit wir Mitleid von der angebeteten Person bekommen. Das wiederum eine Erwartung ist, die in den meisten Fällen nicht erfüllt wird. Was wiederum Leid auslöst. Ein Teufelskreis, der unsere Sicht der Dinge einschränkt.
Und diesen Schmerz empfinden wir nur, weil die geliebte Person auf einem Podest steht. Einem Altar, den wir für sie errichtet haben. Sie steht aber nicht auf dem Podest, weil wir sie da hoch gehoben haben, sondern weil wir uns ihr unterworfen haben. Und das ist Götzendienst.

Erich Fromm (in seiner Ergänzung zum Werk: "Vom Haben zum Sein") sagte einst:

Der leidenschaftliche, fanatische Glaube an Ideen und
Führer - gleich welche - ist Götzendienst. Er entsteht aus
einem Mangel an Mitte, an innerer Aktivität, an Sein.
Das gleiche gilt für die große Liebe: Sie wird zum Götzendienst,
wenn jemand glaubt, dass der Besitz eines anderen Menschen
ihm die Antwort auf sein Leben gibt, ihm Gewissheit schenkt,
zu seinem Gott wird.

Die Liebe zu einer Idee oder zu einem Menschen,
die frei von Götzendienst ist,
ist still, nicht schrill;
sie ist ruhig und tief;
sie wird in jedem Augenblick geboren,
aber sie ist kein Rausch.
Sie ist keine Trunkenheit,
sie führt nicht zu Selbstvergessenheit,
sondern erwächst aus der Überwindung des Ego.

Mit anderen Worten:
Wahre Liebe besteht nur, wenn wir das Gleichgewicht zwischen der Liebe zu einem Menschen und der Selbstliebe immer wieder neu herstellen.

Dieses Gleichgewicht ist die Dualität, die wir im gesammten Kosmos wieder finden. Das YIN und YANG. Unser UNTERBEWUSSTSEIN und unser EGO. Aufeinander bezogene Kräfte, Pole oder Prinzipien. Jedes dieser Kräfte hat seine Bedürfnisse.

Das Unterbewusstsein (das kleine Kind) lebt im Hier, im Jetzt. Es will lieben, geliebt werden, spielen und Freude haben und zwar hier und jetzt. Wird es ihm verweigert, ist es traurig. Aber nur so lange, bis ihm jemand eines dieser Bedürfnisse erfüllt. Das Ego (die Mutter) versucht hingegen im Moment der Traurigkeit das Problem zu analysieren und zu lösen. So wie es Mütter für gewöhnlich tun. Hat der Betroffene ausreichend Selbstwertgefühl, stellt das Ego fest, dass es nicht unbedingt auf die liebevolle Zuwendung der "angebeteten Person" angewiesen ist, um diese Traurigkeit zu beenden. Es übernimmt diese Rolle selbst und baut das Kind wieder auf. Hat man jedoch wenig Selbstwertgefühl, dann redet sich das Ego immer und immer wieder ein, dass es von der liebevollen Zuwendung der "angebeteten Person" angewiesen ist. Es ist verzweifelt, weil es glaubt abhängig zu sein und unterwirft sich einem "Gott". Und da das Unterbewusstsein alles mitbekommt, was das Bewusstsein erlebt, reagiert es auf diese Verzweiflung noch mehr mit Traurigkeit. Das nennt man dann Liebeskummer.

Um dem entgegen zu wirken, braucht der Betroffene nur eine einzige Eigenschaft: ausreichend Selbstwertgefühl.

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